Die Fantastischen Vier hatten sie, genau wie Rod Stewart, Franz Kafka, Ernest Hemingway oder der norwegische Bestsellerautor Karl-Ove Knausgård, der kürzlich eine Eröffnungsrede auf der Frankfurter Buchmesse hielt: eine Schreibblockade. Diese Beispiele zeigen, dass auch große Künstler nicht davor gefeit sind – auch ihnen passiert es, dass sie vor einem weißen Blatt Papier sitzen, mit einem Stift in der Hand und einem Fragezeichen im Kopf. Manche Menschen suchen sich dann Hilfe, zum Beispiel bei der Münchner Schreibakademie, die von Bettina Brömme und Beatrix Mannel gegründet wurde. Dort geben die beiden erfolgreichen Schriftstellerinnen ihr Wissen weiter an Autoren und solche, die es werden wollen. Im Interview verraten sie, wo die Ursachen für eine Schreibblockade liegen können und wie sie sich lösen lässt.
Woran liegt es, dass manche Menschen beim Schreiben nicht weiterkommen?
Es gibt zwei verschiedene Arten von Schreibblockaden. Bei der einen kommt man plötzlich mit dem Plot nicht weiter, eine Figur verhält sich fragwürdig, oder man stellt die Geschichte an sich auf einmal in Frage. Diese Blockaden haben handwerkliche Ursachen. Und die lassen sich lösen.
Viel schlimmer ist es aber, wenn man gar nicht erst anfangen kann zu schreiben, weil jedes einzelne Wort, das man hinschreiben will, einem fremd vorkommt, falsch und sinnlos. Hier ist die Ursache oft eine große Angst. Angst, den eigenen oder fremden Ansprüchen nicht zu genügen. Im Kopf ist das, was man plant, großartig und tiefgründig, doch auf dem Papier klingt es dann manchmal erschreckend banal. Sich dem zu stellen und weiter zu versuchen, dem eigenen Perfektionsanspruch gerecht zu werden, kann dann so beängstigend schwer sein, dass man aufgibt.
Was hilft gegen die beiden Arten von Blockaden?
Bei handwerklichen Problemen: mit jemandem, dem man vertraut, über die Geschichte, die Figuren oder Plot Twists sprechen, sich Fragen dazu stellen lassen- dann macht es oft Klick. Wenn man ganz allein damit fertig werden muss, gibt es auch andere Möglichkeiten, um wieder in den Schreibfluss zu kommen: zum Beispiel die erste Zeile eines Gedichts aussuchen und dann weiterschreiben. Mit Haikus funktioniert das gut, weil sie so kurz, schön, transzendent und ein bisschen fremd sind. Auch Musik kann helfen, dass das Schreiben einer schwierigen Szene leichter von der Hand geht. Oder unsere Lieblingsmethode, die von uns und vielen unserer KlientInnen erprobt wurde: Man schreibt eine Weile lang jeden Tag einen einzigen Satz, der mit dem Projekt zu tun hat- es ist erstaunlich, wie sehr dieser eine Satz alles voranbringen kann.
Kann eine Schreibblockade jeden treffen?
Ja! Auch wenn man sich das vielleicht gerade am Anfang nicht vorstellen kann, weil der Drang zum Schreiben noch so groß ist. Aber das kann sich ändern.
Wie lange kann eine Schreibblockade anhalten?
Wenn es eine Blockade ist, deren Ursache die Angst ist, dann kann das sehr lange dauern. Aber wenn man sich seinen Ängsten stellt, und dranbleibt, auch in Babysteps, kann man es schaffen, auch diese Blockade zu überwinden.
Sie kommen selbst gerade nicht weiter? Vielleicht können wir Ihnen beim Texten unter die Arme greifen oder sie besuchen ein Seminar bei der Münchner Schreibakademie.