Nachdem die Coronakrise in Gesellschaft, Kultur, Beziehungen und noch vielen anderen Bereichen des Lebens ihre Spuren hinterlassen hat, wird sie das bald auch noch anderswo tun: in der Sprache. Dabei ist nicht nur die Rede von Anglizismen wie „Lockdown” oder „Social Distancing”, sondern von weitaus kreativeren Wortneuschöpfungen.
Allein zusammengesetzte Wörter, die den Begriff Corona enthalten, gibt es jetzt einige. Wer etwa nicht das Glück hatte, während der Quarantäne mit einem Friseur oder einem Fitnesstrainer zusammenzuleben, musste mit einer fiesen Corona-Frisur oder – noch schlimmer – überschüssigen Pfunden namens Corona-Speck rechnen. Alle, die es trotzdem geschafft haben, Haare, Körperfett und darüber hinaus die eigenen Launen im Zaum zu halten, konnten die viele gemeinsame Zeit mit dem Partner oder der Partnerin sicherlich besonders genießen. Mitunter mit Folgen, die sich in vollem Ausmaß allerdings erst neun Monate später offenbaren werden: und zwar in Form eines Corona-Babys. Im niederländischen Online-Corona-Wörterbuch steht darüber hinaus das Wort Corona-Huster. Die Bezeichnung steht für Menschen, die Polizisten bei einer Festnahme absichtlich anhusten. Während das aber eher eine Seltenheit sein dürfte, ist etwas anderes mit Sicherheit verbreiteter – die Schniefscham. Diese fühlt jemand, der in Gegenwart anderer plötzlich niesen oder husten muss. Und überhaupt herrschen Händeschüttelverbot und Maskenpflicht! Beide sind neue Begriffe. Übrigens: Wer sich gar nicht erst an die Quarantäne hält, sondern trotz akuter Infektion munter weiter sein Leben außerhalb der eigenen vier Wände lebt, wird als Covidiot bezeichnet.
Dabei könnte man es sich während der zwei Wochen daheim so schön machen: Man bestellt einfach alle Zutaten nach Hause und mixt sich dann einen erstklassigen Quarantini. Ursprünglich verbarg sich hinter dem Begriff ein während der Quarantäne konsumierter Martini. Für diesen braucht es praktischerweise nicht viel mehr als Gin, Wermut, Eiswürfel, etwas Zitronenschale und eine Olive. Und – falls man es wie James Bond hält – natürlich noch einen Cocktail-Shaker. Mittlerweile kursieren in den Untiefen des Internets allerdings auch zahlreiche andere Quarantini-Varianten, inspiriert vom aktuell vorgefundenen Inhalt der Speisekammer. Mitunter half das Gebräu sicherlich auch, das Chaos in der Wohnung auszublenden. Schließlich reichte es in Zeiten der Besuchssperre aus, ein einziges Zimmer oder vielleicht auch nur eine Ecke davon ordentlich zu halten: den Zoom-Room. Die Corona-Frisur so gut wie möglich arrangiert oder einfach mit einer Mütze bedeckt, den frischen Quarantini in der Hand, konnte man sich und sein Zuhause so der lieben Verwandtschaft via Zoom, Skype oder Facetime präsentieren. Ganz nach dem Motto: „Hallo Mama! Klar sieht es bei mir überall so ordentlich aus, schließlich habe ich ja jetzt endlich genug Zeit zum Aufräumen!”
Bleibt am Ende nicht mehr viel zu sagen, außer dem mantraartigen Abschiedsgruß, der einem in Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln und wo nicht sonst noch überall begegnet: „Bleiben Sie gesund!”